Blick in die alte Heimat
- Antje Rother
- 15. Apr. 2020
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Apr. 2020
Gestern habe ich bei einem Videogespräch zwischen den Zwillingen und ihrem Vater mitgehört, wie er im Atelier an einer Figur arbeitet, die "Neue" in der Küche steht und dann zum Abendbrot ruft und er beendet das Gespräch und geht. Es traf mich ein kalter Blitz ins Herz, mir kamen sofort die Tränen. Wie beliebig man ausgetauscht wird. Wie sehr liebte ich die Atelierzeit am Anfang unserer Zeit, ich dachte, ich habe endlich meinen Platz gefunden. Ich war glücklich.
Heute sorgt die Nächste für den Gaukler und genießt die Atelierzeit, er lässt sich bewundern als verkannten Künstler. Und er geht zum gemeinsamen Abendbrot, das gab es ewig nicht mehr bei uns. Die "Neue" läuft durch mein Zuhause, ich weiß, das sie glücklich ist und glaubt, ihren Platz gefunden zu haben. Sie strengt sich ganz dolle an und denkt, bei ihr wird alles anders. Ich weiß, das sie die schlimme Zeit noch vor sich hat und die Länge ihrer Beziehung zum Gaukler von ihrer Leidensfähigkeit abhängt. Natürlich weiß ich, dass es kein echtes Glück ist, aber der Gaukler macht einfach weiter und ich kann es nicht. Ich stecke fest, ich leide, das frustriert mich unheimlich. Ich bin neidisch auf die scheinbare Lebensqualität.
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