Walpurgisnacht
- Antje Rother
- 7. Mai 2020
- 1 Min. Lesezeit
Zum Tanz in den Mai, zur Nacht der Walpurga war ich mit meinen Kindern geladen bei meiner liebenswerten Gefährtin, mit der ich mich schicksalshaft verbunden fühle. Wir waren spät dran, die Sonne schien auf das satte Grün, das die letzten Frühlingstage hervorgebracht hatten, eine bunte Wagenburg blinzelte fröhlich zwischen den alten Bäumen, eine unglaubliche Ruhe strömte auf uns ein. Ich gebe zu, wir waren etwas überfordert, wir kamen gerade aus der schnellen, gestressten Welt, wir brauchten eine Weile, um uns hinzugeben. Es herrschte ein reges Treiben auf dem Hof, da wurde an einer Sauna gebaut, hier das Essen vorbereitet, hier und da saßen Leute, die Kinder sausten wellenartig hin und her, die Pferde schnaupten. Meine liebe Gefährtin knüpfte und flechtete die losen Bänder mit einem Schmunzeln im Gesicht und so saßen wir bald in einem Kreis am Feuer. In Kindergestalt erschienen uns die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mit ihren Gaben und Kräften, zwischen den tanzenden Mädchen sprang eine wilde Hexe mit Feuerreif umher und spielte kreischend mit den Elementen, meine Gefährtin hatte in kurzer Zeit mit den Kindern dieses schöne Schauspiel zusammengestellt. Zur späteren Stunde im leichten Rauschen der Nacht schenkte uns die Hexe ein reinigendes, erdendes Ritual, das jeder an seinen Nachbarn weitergab, der Kreis schloss sich. Wir versanken noch zwei weitere Tage in dieser schönen Welt, gestärkt, sortiert, geleitet und dankbar fahren wir nach Haus und versprechen uns, ganz bald zurückzukehren.
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